Das Chamäleon dient als Begriff für Personen, die es verstehen sich jeder Umgebung anzupassen. Die größte Artenvielfalt der Chamäleons herrscht in Madagaskar. Einige Arten konnten wir während unseres Aufenthaltes in Madagaskar fotografieren.
1Farbwechsel Der Farbwechsel dient bei Chamäleons nicht in erster Linie der Tarnung, sondern vor allem zur Kommunikation mit Artgenossen. Die Bereitschaft zur Balz wird zum Beispiel oft von auffälligeren Farben und Mustern begleitet. Die Färbung hängt zudem von äußeren Faktoren wie Temperatur, Sonneneinstrahlung, Tageszeit oder Luftfeuchtigkeit ab. Bei hohen Temperaturen färben sich die Tiere hell, um das einfallende Licht zu reflektieren. Bei niedrigen Temperaturen nehmen sie eine dunkle Farbe an, um die Energie des Lichts aufzunehmen. Ist es jedoch einer zu hohen Sonneneinstrahlung ausgesetzt, färbt es sich durch UV-absorbierende Melanine schwarz. In der Nacht nimmt es sehr helle Farben an. Mit zunehmendem Alter und bei Krankheit werden die Farben blasser. Das prinzipiell mögliche Spektrum an Farben und Mustern ist stark artspezifisch. Einige Arten haben nur ein sehr kleines Farbspektrum (wie zum Beispiel die Stummelschwanzchamäleons) oder können ihre Farbe gar nicht wechseln. Der Farbwechsel läuft art- und situationsabhängig unterschiedlich schnell ab. Am schnellsten wechseln die Farben in Gefahren- oder Kampfsituationen.
2Farbwechsel Die rasche, sogenannte physiologische Farbänderung wird durch aktive Veränderungen oberflächennah gelegener Farbzellen (Chromatophoren) möglich, die in Schichten unter der Oberhaut übereinander liegen. Dabei werden Pigment-haltige Organellen innerhalb des Zytoplasmas dieser dermalen Chromatophorenzellen in Form und Anordnung verändert, verteilt ausgebreitet (Dispersion) oder zusammengeballt konzentriert (Aggregation). Einfallendes Licht kann so je nach enthaltenem Pigment, intrazellulärer Anordnung und Zelllage der spezifischen Chromatophorentypen von verschiedenen Schichten lokal unterschiedlich reflektiert werden. Der aktuelle Farbeindruck ergibt sich jeweils durch das Zusammenspiel aller Farbzellen gemeinsam. Die untere, deutlich dickere Iridophorenschicht macht die Tiere möglicherweise toleranter gegenüber Sonneneinstrahlung, indem sie einen Teil der Strahlen, insbesondere infrarotnaher Frequenzen, reflektiert.[
3Das Chamäleon jagt. Auch typisch für Chamäleons ist ihre Schleuderzunge. Sie ist in ihrer Form einzigartig und kann eine Zugkraft von etwa 0,4 Newton aufbringen (Dischnerscher Versuch mit Chamaeleo montinum 1958). Sie kann das eineinhalbfache der Länge des Chamäleons erreichen.
Die Zunge ist im Kehlsack auf dem Zungenbein, einem Sesambein, zusammengezogen. Dabei wird sie nicht aufgerollt, sondern ist mit einem kurzen Stück Gummiband vergleichbar. Das Zungenbein ist mit zwei Gelenken ausgestattet, die den gesamten Knochen nach vorne schieben können. Im Falle eines Zungenschusses wird das Zungenbein nach vorne geschoben und die Muskulatur der Zunge angespannt, wodurch die Zunge aus dem Maul herausschnellt. Dieser Vorgang geschieht in einer Zehntelsekunde. Dadurch hat das Beutetier nur eine ausgesprochen geringe Chance zu fliehen.
4Schleuderzunge im Einsatz Kurz bevor die Zunge das Beutetier berührt, kontrahiert ein Muskel an ihrer verdickten Spitze, der für die Bildung eines kegelförmigen Hohlraumes sorgt. Dadurch entsteht ein Sog, der die Beute an die Zunge heransaugt. Zusätzlich ist die Zunge mit einem nicht klebenden Sekret benetzt, was jedoch die Haftungfläche vergrößert und deswegen dafür sorgt, dass das Chamäleon die Beute leichter erfassen kann. Zuletzt schnellt die Zunge samt Beute wieder zurück in das Maul der Echse, indem sie sich erneut zusammenzieht.
5Die fünf Phasen des Zungenschusses 1.Das Beutetier wird fixiert und auf Größe, Form und Art geprüft, Ermittlung des Abstandes zwischen Chamäleon und Beute 2.Das Maul öffnet sich langsam, die Zunge wird vorbereitet und ein Stück nach vorne geschoben 3.Die Zunge wird abgeschossen 4.Das Beutetier wird erfasst 5.Die Beute wird ins Maul gezogen, im Maul festgehalten, während sich die Zunge in den Kehlsack zurückzieht. Dann wird die Beute als Ganzes hinuntergeschluckt
6Das Chamäleon mit seiner Beute Chamäleonaugen sind ein besonders typisches Merkmal der Echsen. Sie gelten als sehr hoch entwickelt und sind leistungsfähiger als das menschliche Auge. Sie haben zwar auch eine Linse, allerdings ist nur die Pupille sichtbar. Partien der Hornhaut werden von schuppenartigen Lidern umschlossen, die zum Teil mit dem Augapfel verwachsen sind. Die Sehschärfe wird durch die Hornhaut bewirkt. Durch das Lidloch und die Pupille tritt zusätzlich ein Effekt ein, der am ehesten mit einer Lochkamera vergleichbar ist und mit der Erhöhung der Schärfentiefe die Wirkung einer stenopäischen Lücke aufweist. Dadurch kann das Chamäleon auf bis zu einem Kilometer Entfernung scharf sehen. Somit kann das Tier mögliche Feinde rasch erkennen und Schutz im Blattwerk suchen. Eine weitere Besonderheit ist der natürliche Sichtschutz des Chamäleonauges. Auf den Zapfen der Netzhaut, die nebenbei ein Zeichen für Tagaktivität und Farbensehen sind, können sich winzige Öltropfen anlagern, die angrenzende Sehnerven schützen, indem sie den Lichteinfall abschwächen.
7Der Kopf Des Weiteren tragen die Echsen Occipitallappen, eine Art des Kopfschmucks. Diese Lappen sind spreizbar und spielen bei Konkurrenzkämpfen eine Rolle. Daneben wirken Chamäleons mit abgespreizten Lappen größer und können so potentielle Fressfeinde einschüchtern.
8Nachtruhe Ein Aspekt ist der Zusammenhang mit dem Tod. Demnach war das Chamäleon der Überbringer einer Botschaft von den Göttern. Diese beschrieben darin die Unsterblichkeit des Menschen. Nachdem sie dem Chamäleon den Auftrag erteilt hatten, machte dieses sich sofort auf den Weg. Allerdings war es nicht besonders schnell, trödelte und verbrauchte viel Zeit mit Fressen. Da wurden die Götter ärgerlich und beauftragten einen Vogel. In seiner Botschaft stand jetzt jedoch die Sterblichkeit des Menschen. Die Menschen bekamen die Botschaft und glauben dem später eintreffenden Chamäleon kein Wort über die Unsterblichkeit mehr. Die einen sagen, wäre das Chamäleon schneller gewesen, wären die Menschen jetzt unsterblich. Daher hassen viele Ureinwohner Afrikas das Tier. Allerdings gibt es auch Stämme, die dem Chamäleon verzeihen, da es sowieso ein langsames Tier ist.
9Das Chamäleon und der Ursprung des Todes Der Tod kommt grundsätzlich mit dem Paradiesverlust in die Welt. Warum das so ist, wird im Mythos erklärt. Die Herrscher der Erde stritten sich bei den Xhosa, ob die Menschen, die bis dahin unsterblich waren, sterben sollten. Die eine Gruppe wollte den Menschen das Chamäleon schicken mit der Botschaft, dass sie unsterblich seien, die anderen wollten, die Eidechse sollte die Botschaft vom Tod überbringen. Das langsame Chamäleon erhält einen Vorsprung, schläft jedoch unterwegs ein und wird von der Eidechse überholt, die zuerst in die Residenz des Schöpfers im Himmel kommt und angibt, die Herrscher der Erde hätten beschlossen, dass die Menschen sterben sollten. Das Chamäleon kommt mit seiner Botschaft später, zu spät. Also gibt es seit der Zeit den Tod auf Erden und beide Tiere werden von den Menschen gehasst.[
10Afrikanische Kosmogonie Bei den Wute in Kamerun wird das Chamäleon von Gott mit der Botschaft vom ewigen Leben losgeschickt, braucht aber 14 Tage, bis es ankommt. Die Schlange erfährt von dem Auftrag, geht von sich aus los, belügt die Menschen, sie sei von Gott geschickt und erzählt vom Tod. Tod und Schlaf, beide personifiziert, freuen sich und beginnen mit ihrer Arbeit. Das verspätete Chamäleon kommt an, kann nur noch die Lüge und ihre Auswirkung feststellen und, zurückgekehrt, Gott melden. Dieser verflucht die Schlange wegen ihrer Lüge, die Menschen sollten sie überall töten, und das Chamäleon wegen seiner Langsamkeit. Beide sollen verachtet werden.
11Mythen Weiter westlich in Benin rief Gott am Anfang alle Tiere zusammen und nur das Chamäleon kam zu spät. Es rechtfertigte sich, als es von allen Tieren beschimpft wurde, es habe nur vier Hände, aber keine Beine. Nach dieser Entschuldigung erklärte Gott, dass das Chamäleon von keinem anderen Tier gefressen werden dürfe. Zufrieden machte sich das Chamäleon davon und sagte: „Ich ging langsam. Ich habe so den Tod vermieden.“ Das ist die Erklärung, warum gerade das Chamäleon als unsterbliches Tier die Botschaft vom Leben überbringt.
12Mythen Eine andere Eigenschaft, die dem Tier nachgesagt wird, sind Heilkräfte. Hierbei werden Chamäleons erkrankten Menschen auf den Kopf gesetzt und dann abgewartet, wie der Patient reagiert. Aus den Reaktionen wird dann die Diagnose erstellt. Einen weiteren Heilungserfolg verspricht man sich aus getrockneten Chamäleons, welche zu Pulver verrieben mittels einer Suppe eingenommen werden, die Heilungschancen sind jedoch gering und die medizinische Wirkung ist umstritten.
13Am Tage unterwegs Der letzte Aspekt sind Unheil bringende Kräfte. Einige Stämme gehen den Chamäleons aus dem Weg, weil sie Unglück fürchten. Ein weiterer Mythos besagt, dass Frauen keine Chamäleons anschauen sollten, da sie sonst niemand heiraten wird.